Diese historischen Blätter aus dem Kieler Stadtarchiv bekamen wir vor einigen Jahren von Christel Bock, einer Nachbarin.
Bock gehört das alte Bauernhaus am Anfang "Uhlenhorst" und ist auch historisch belegt. Allerdings sind dort seit langer Zeit die Landstücke verpachtet.
Die dargestellte Begebenheit um den "Blickstedter Krug" vom 2. April 1676 bezeugt, dass der Ausspann schon seinerzeit existierte.
Ganz sicher auch bereits etliche Dekaden davor... so dass sich eine Erstbebauung vorsichtig auf 1630 datieren lässt.
Blickstedt gehörte - bis zur Gebietsreform zum Gut Wulfshagen. Ich hatte bereits mit Moritz Graf zu Reventlow gesprochen - es scheint noch einiges an Unterlagen zum Blickstedter Krug und zu den Pächtern zu geben... jedoch nur schwer bis kaum auffindbar...
Zum Vergleich:
Schwarz/Weiß-Foto oben: entstanden um 1970 Aktuelle Aufnahme von 9/2018. Es liegen knapp 50 Jahre dazwischen...
Wer genau auf die beiden Bilder schaut: Sieht auf dem oberen am Ende des Weges schemenhaft eine Hauswand und ein kleines Fenster. Die Baum- und Büsche-Reihe auf der rechten Seite: Ist im Laufe der 1970ger Jahre im Zuge der Errichtung des Altenteiler-Hauses zu Schwiegermutter Erikas Bauen-/Blumengarten geworden. Der ist vom ersten Frühlingstag bis zum späten Herbst eine Augenweide, bis heute. Jeden schönen Tag sieht man Erika zupfen, pusseln, harken, pflanzen, gießen... Jedes Jahr wieder.
Der Verlauf der historischen "via regia" ist der private Feldweg bis zur Höhe Bahnübergang, und gehört als Grünfläche zum landwirtschaftlichen Betrieb. |
Immer wenn ich hinten in die goße Diele gehe, kommen mir die Gedanken: "Wenn dieses Gebälk von den Hunderten Jahren erzählen könnten..."
Eine riesige, 2flügelige Holztür mit innen liegendem hölzernen Querriegel und dazugehörigem Zapfen verschließt die geteilte Dielentür inwendig. In Teilen ist in der Diele alles Original erhalten, wie in einem Dorfmuseum...
Vor der Tür, im sogenannten "Schuer" unter dem vorkragenden Dach, lagen bis vor ein paar Jahren kindskopfgroße Steine und bildeten einen knubbeligen Boden. Als Horst vor ein paar Jahren das komplette Tor - durch ein aus stabilen Balken selbst gezimmertes - originalgetreu ersetzt hat, wurde auch die Pflasterung mit Ziegelsteinen vorgenommen. (Es fährt sich mit den großen Anhängern leichter drüber jetzt.)
Die Dielentüren lassen sich so weit öffnen, dass seinerzeit der Pferdewagen mit dem Getreide, dem Stroh und dem Heu in die Diele hineinfahren konnte.
Schwiegervadder Otto, der leider 2010 verstorben ist, hat mir viel von seiner Kindheit auf dem Hof, der schweren Arbeit und den heute unvorstellbar einfachen Lebensbedingungen erzählt.
Sein Vater Otto Einfeldt pachtete Krug und Land 1914. Weil der Krug als Erwerbsquelle mit gerechnet wurde, wurden ihm damals nur 16 Hektar Land zugeteilt. Alles aber arrondiert, direkt am Hof. 1920 erwarb er Land und Hof käuflich. Damals, bis in die 50er Jahre, war der vordere Teil des Hauses als Krug in der ganzen Gegend bekannt. Lag er doch an der Strecke von Eckernförde nach Kiel, einem Teilstück der "via regia" einem uralten Handelsweg und Pilgerpfad.
Hier wurden die Pferde von den Reise-Kutschen und Wagen ausgespannt, konnten ruhen, trinken und futtern. Genau wie die Kutscher und Reisenden.
Host hütet noch uralte Flurkarten des Hofes und der Koppeln. Die Hauskoppel hieß schon immer so, genau wie die Sekretärkoppel, der Große Raum und Lehmrade. 16 Hektar, seit 1920 in Familienbesitz und durch alle Müh` und Plag` bewirtschaftet., gehalten und von jeder Generation weiter sicher nach vorn gebracht.
Heutzutage gründet sich der wirtschaftliche Erfolg unserer Landwirtschaft auf mehrere Säulen, auf solide Rücklagen, umsichtiges Wirtschaften und Investieren, sowie Werterhaltung der Maschinen. Um nie und zu keiner Zeit von einem Maschinenring, Lohnunternehmern oder schlimmer noch - einer Bank -abhängig zu sein... |
Diese Postkarte aus den 30ger Jahren des letzten Jahrhunderts konnten die "geneigten Herrschaften und Gäste" als Andenken käuflich erwerben. Schwiegermutter hat noch etliche davon... Links oben: Die alte Landstraße von Eckernförde nach Kiel. Heute ist das die private Zuwegung zum Hof und Sackgasse, die in unseren Feldweg weiterführt. Rechts oben: Der Dorfteich, täglicher Treffpunkt aller Landarbeiter/innen zum Schnacken. Die Melkkannen auf der Milchbank wurden abends abgeholt ... Links unten: Das mächtige Buffet für Schnaps und Gläser... und der Ofen. Davor die Tische der "Stammgäste". Heute befindet sich in dem Bereich unser Schlafzimmer. Ohne Schnaps und Ofen... Rechts unten: Diese gemütliche "Schankstube für große Gesellschaften" war erstmals der offene "Utspann". Mit der Kutsche vorne rein und hinten wieder raus. Hier wurden die Pferde ausgespannt, getränkt und gefüttert. Bei der ersten großen Renovierung Anfang der 30ger wurde der Utspann zugemauert. Heute befinden sich hier unser Esszimmer und die "kleine Stube". Auch alles seeehr gemütlich :) Der große Dachboden war in der ganzen Breite und Länge Deponie von Getreide-Garben und Stroh. Gedroschen wurde nicht auf dem Feld, sondern in der Diele wenn der Lohndrescher mit dem riesigen "Döschdamper" (mobilem Drescher mit Riemenantrieb..) kam. Bis in die 70er Jahre hat Familie Einfeldt in diesem Haus gelebt. Bis dann ein paar Meter weiter das "Neue" , das "Altenteilerhaus" für die Eltern und Sohn erbaut wurde. 2006 ist Horst wieder, mit mir zusammen, in das alte Bauernhaus gezogen.
Und dann stehe ich auf dieser Diele und denke an Schwiegervadder Ottos Erzählungen .
Das alles das hat das Haus gesehen. Und noch viel mehr vor der Zeit.
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